Dein Kohlensäurelöscher – das unbekannte Wesen          

Er steht in vielen Betrieben, praktisch in jedem Labor, wir kennen ihn als 2kg, 6kg, 12kg –Flasche,  als Großgerät auf Lafette und als stationäre Löschanlage. Wir wissen, dass er regelmäßig geprüft wird und wir ärgern uns regelmäßig über die dabei anfallenden Kosten. Im Hinterkopf haben wir noch die Information gespeichert, dass er bei der Anwendung, im Gegensatz zum Pulverlöscher, keinen „Dreck hinterlässt“ …

Aber kennen wir den Kohlensäurelöscher wirklich? Beantworten Sie dazu die folgenden 8 Fragen mit ja oder nein:

 

1.       Kann ich mit dem Kohlensäurelöscher jeden Entstehungsbrand löschen?                               ja                     nein   

2.       Kann ich mit dem Kohlensäurelöscher eine Gasflamme, z. B. einen Bunsenbrenner löschen?  ja                     nein 

3.       Kann ich mit dem Kohlensäurelöscher einen Bunsenbrenner anzünden?                                 ja                     nein   

4.       Kann ich mit dem Kohlensäurelöscher eine Schale mit brennendem Benzin löschen?               ja                     nein 

5.       Kann ich mit dem Kohlensäurelöscher Benzindämpfe entzünden?                                            ja                     nein   

6.       Kann ich mit dem Kohlensäurelöscher einen Menschen ersticken?                                            ja                     nein   

7.       Kann ich mit dem Kohlensäurelöscher einen Bewusstlosen reanimieren?                                  ja                     nein   

8.       Kann ich mit dem Kohlensäurelöscher einen Brand anfachen?                                                   ja                     nein   

 

 

 

Der Kohlensäurelöscher

 

 

Die Antworten:

 

1.       nein! Mit dem Kohlensäurelöscher kann ich keinen Metallbrand löschen!  Brennende Leichtmetalle haben eine so starke Affinität zum Sauerstoff, dass sie diesen aus der chemischen Bindung mit Kohlenstoff im Kohlendioxid herauslösen und dadurch auch unter Kohlensäureatmosphäre brennen!

 

2.        ja! Natürlich können wir mit dem Kohlensäurelöscher einen Gasbrenner löschen. Zum einen lässt sich eine kleine Flamme direkt „ausblasen“, es kommt zum Flammenabriss. Zum anderen können wir praktisch jede brennende organische Substanz löschen, wenn wir (durch Einblasen von Kohlendioxid) den Sauerstoffgehalt in der Umgebung auf deutlich unter 10% senken. (die genaue Grenzkonzentration, bei der ein Stoff verlischt ist eine Stoffkonstante)

 

3.       ja!  In der Tat können wir mit einem Kohlensäurelöscher eine Gasflamme entzünden! Beim Austritt des Kohlendioxids bildet sich durch die starkle Dekompression und die daduch bewirkte Abkühlung sofort festes „Trockeneis“, ein nicht leitfähiger Stoff! Beim Durchströmen des Ausblastrichters kommt es zu starken elektrostatischen Aufladungen, bereits mit einem 2kg Löscher sind elektrostatische Aufladungen von über 20000 Volt möglich! Wenn man beim Betätigen des Kohlensäurelöschers auf einem isolierten Untergrund steht, (z. B. statt leitfähiger Sicherheitsschuhe private Schuhe mit hohem Ableitwiderstand trägt!) kann man mit seinem Finger einen Bunsenbrenner anzünden!  (Vorsicht, Brandblase!) Einige schwere Unfälle wurden durch diesen Effekt verursacht! Man kann das aber auch gefahrlos ausprobieren, indem man sich gezielt auf eine Plastikscheibe ( Isolierung!)stellt, einen Kohlensäurelöscher betätigt und dann eine Wasserleitung anfasst. Der Schlag ist heftig, aber durch die geringe Stromstärke trotz 20000 Volt nicht gesundheitsgefährlich!

 

4.       ja! Wie unter 2. beschrieben, kann ich mit dem Kohlensäurelöscher brennende organische Substanzen löschen, wenn ich die Sauerstoffgrenzkonzentration unterschreite.

 

5.       ja!  Wie brennbare Gase kann ich auch brennbare Dämpfe mit der elektrostatischen Aufladung, die beim Abblasen eines Kohlensäurelöschers entsteht, zünden!  Siehe Punkt 3.

 

6.       ja!  Um einen Brand mit Kohlendioxid löschen zu können, muss ich die Sauerstoff-konzentration am Ort des Brandgeschehens deutlich unter 10% absenken, ein Mensch erstickt bei diesen Bedingungen!(Ausnahme: siehe unter Punkt 7 „Inergen“) Wenn in einem kleinen Raum oder in schlecht belüfteten Kellerräumen Kohlensäurelöscher verwendet werden, besteht Erstickungsgefahr, genauso wie beim Auslösen von stationären Kohlensäurelöschanlagen!

 

7.       ja!  Unsere Atmung wird durch den Kohlendioxidpartialdruck im Körper gesteuert! Wenn wir Luft anhalten, steigt der CO2- Gehalt und löst den Atemreflex aus!

Immer wieder kommt es bei Veranstaltungen vor, dass insbesondere junge Mädchen durch die Vorfreude auf den Kontakt mit den angehimmelten Stars stundenlang hyperventililieren, dadurch den CO2- Gehalt im Körper völlig abatmen, spontan aufhören zu atmen und ohnmächtig werden!! Der gut ausgebildete Arzt oder Sanitäter (und nur der!) nimmt einen Kohlensäurelöscher, leitet etwas CO2 in eine Plastiktüte und bläst das „Atemgas“ unter die Nase des Ohnmächtigen, der danach meist sofort wieder anfängt zu schnaufen!    

 

 Auf dem gleichen Prinzip beruht die Wirkung des Löschmittels „Inergen“. Man reduziert damit den Sauerstoffgehalt auf unter 10%. Durch die Beimischung einer geringen Menge von CO2 kann man mit dieser exakt eingestellten Gasmischung kurzfristig das Atemsystem von Menschen so stark anregen, dass es zu keiner Erstickung kommt und trotzdem ein Brand gelöscht wird!

 

8.       ja! Leichtmetallbrände können, wie bereits unter 1. beschrieben, nicht mit CO2 (aber auch nicht mit normalem Löschpulver, Schaum oder Wasser!) bekämpft werden.  Beim Einblasen von Kohlendioxid auf brennendes Leichtmetall wie Aluminium oder Magnesum kommt es zu einer extremen Hitzeentwicklung, der Brand wird massiv verstärkt, angefacht!  Zur Bekämpfung von Metallbränden benötigt man spezielle Metallbrandlöscher! (z.B. einen Argonlöscher oder noch besser die sog. "Pyrobubbles")